Echo am Samstag, den 24.10.2020 von Jens Dörr, Martin Krieger und Jens-Jörg Wannemacher

Kein Kontaktsport in Groß-Gerau

Training oder Wettkämpfe bis 8. November verboten / Saisonunterbrechung im Fußball immer wahrscheinlicher

SÜDHESSEN . Finden an diesem Wochenende angesichts der auch in Südhessen stark steigenden Corona-Infektionszahlen noc}h Amateur-Fußballspiele bei Aktiven und Jugendlichen in den Fußball-Kreisen Darmstadt und Dieburg statt? Die Antwort ist, Stand Freitagnachmittag, ein „Jein“. Im Kreis Groß-Gerau hingegen ist eine Entscheidung bereits gefallen: Bis einschließlich 8. November sind weder Training noch Wettkämpfe in Kontaktsportarten erlaubt. Bis dahin ruht somit auch bei den Fußballern von der D-Klasse bis zur Kreisoberliga Darmstadt/Groß-Gerau der Spielbetrieb.

Der Landkreis Darmstadt-Dieburg, der einen Teil des Fußball-Kreises Darmstadt (ohne die Vereine der kreisfreien Stadt Darmstadt) und den kompletten Fußball-Kreis Dieburg (mit Ausnahme der im politischen Kreis Offenbach angesiedelten Rödermark-Klubs) umfasst, überlässt die Entscheidung über Durchführung oder Absage einstweilen den Fußball-Funktionären. „Wir wollen den Spiel- und Trainingsbetrieb aufrecht erhalten“, sagte Landrat Klaus Peter Schellhaas (SPD) am Freitag.

Er versprach am Mittag, der Landkreis – der über seine jüngste Allgemeinverfügung zu Wochenbeginn noch ein Zuschauerverbot verordnet hatte – werde sich in die Frage von Komplettabsagen von Fußball-Spielen zumindest vorerst nicht einmischen: „Ich würde es gerne dem Verband überlassen“, so Schellhaas.

Auch die Stadt Darmstadt sieht akut keinen Handlungsbedarf. „Die Vereine gehen sehr gut mit den Hygienekonzepten um. An diesem Wochenende lassen wir es, wie es ist. Nächste Woche werden wir die Situation neu beurteilen“, sieht Bürgermeister Rafael Reißer derzeit keinen Grund, den Wettkampfsport zu untersagen.

Der Ball liegt nun also beim Hessischen Fußball-Verband und seinen Fußball-Kreisen. Am Samstagvormittag tagt der Verbandsausschuss des HFV. Michael Sobota (Ober-Ramstadt), Fußballwart des Kreises Darmstadt, wagt derzeit noch keine klare Prognose: „Es kann sein, dass wir zu der Auffassung kommen, dass es keinen Sinn macht, weiterzuspielen“, sagte er am Freitag. Er gehe aber davon aus, dass unabhängig von der Verbandsversammlung am Vormittag zumindest die Partien am weiteren Samstag noch über die Bühne gehen dürfen: Die Spiele am Sonntag hingegen könnten dann schon von einer Komplettabsage betroffen sein. In den Vereinen mehrten sich ohnehin die Stimmen, die eine Spielpause für angezeigt hielten, weiß Sobota aus seinen neusten Gesprächen mit Klubvertretern.

Im Fußball-Kreis Dieburg plant man folgendermaßen: Die Partien am Samstag sollen ausgetragen werden. Die Verbandssitzung am Vormittag soll dann die Grundlage für eine Videokonferenz des Fußball-Kreises Dieburg mit seinen Vereinen am Samstagabend bilden. „Da wollen wir uns das Stimmungsbild der Vereine einholen“, sagt Dieburgs Fußballwart Heinz Zulauf (Semd). Ob der Sonntag im Kreis Dieburg schon von einer Komplettabsage betroffen sein könnte, dazu wollte sich Zulauf entsprechend noch nicht festlegen.

Der Kreis Groß-Gerau ist schon einen Schritt weiter. Zunächst bis einschließlich 8. November „darf jeglicher Wettkampf- und Trainingsbetrieb nur noch kontaktlos ausgeübt werden. Das bedeutet, dass der Wettkampfbetrieb für Mannschafts- und Kontaktsportarten ausgesetzt ist und Training nur noch ohne Körperkontakt oder Zweikämpfe stattfinden darf“, so die ab 23. Oktober geltende Verordnung.

Da die Handballer ihren Saisonstart ebenfalls bis 8. November zurückgestellt haben, trifft die neue Bestimmung nun in erster Linie den Fußball. „Der Kreisfußballausschuss Groß-Gerau hat beschlossen, alle Spiele von der Kreisoberliga Darmstadt/Groß-Gerau abwärts sowie alle Frauen-, Jugend-, AH- und Freizeitspiele bis vorerst 8. November abzusetzen. Die Spiele werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, so das Schreiben von Horst Feidner an die Vereine. Für den neuen Kreisfußballwart sind „drei Nachholspiele auf Kreisene noch machbar, weil wir Puffer geschaffen haben. Aber natürlich stellt sich über kurz oder lang die Frage, ob das noch Sinn macht oder eventuell auf eine einfache Runde umgeschenkt werden sollte.“

In den übergeordneten Spielklassen (Gruppen-, Verbands- und Hessenliga) wurden am Freitag nur die im Kreisgebiet Groß-Gerau geplanten Spiele sowie die Partie des TSV Lengfeld gegen den TSV Höchst abgesetzt.

Dabei stellt sich auch die Frage der sportlichen Fairness, denn die Groß-Gerauer Vertreter in der Hessenliga, Rot-Weiß Walldorf und VfB Ginsheim, dürfen in den nächsten 14 Tagen keine Zweikämpfe mehr trainieren. Und bei einer Ligagröße von 20 Mannschaften lassen sich Nachholspiele kaum noch in den ohnehin prall gefüllten Terminkalender einpressen.

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