Saison in Hessen wird abgebrochen

Der Verband hat am Samstag den Abbruch und die Annullierung der Spielzeit 2020/21 beschlossen, doch offene Fragen bleiben

Für tausende Fußballerinnen und Fußballer herrscht nun endlich Klarheit: Die Saison 2020/21 in den hessischen Amateurklassen wird wegen der Corona-Pandemie beendet und annulliert. Das hat das Präsidium des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) in seiner Sitzung am Samstagvormittag beschlossen.

„Natürlich fällt es uns nicht leicht, diesen Schritt zu gehen, da wir dafür stehen, den Vereinen die Wettbewerbsspielmöglichkeit zu bieten. Wir stehen für den Fußball und wollen, dass Fußball gespielt wird. Aber dieser Weg der Entscheidungsfindung ist kein Schnellschuss, sondern ein sorgsam vorbereiteter, breit abgestimmter und wohl überlegter Prozess“, sagte HFV-Präsident Stefan Reuß und fügte hinzu: „Jede andere Möglichkeit wäre in der aktuellen Situation mit den im Laufe der Pandemie erworbenen Erfahrungswerten unseren Mitgliedern gegenüber nicht zu vertreten gewesen.“

Die Entscheidung des HFV war durch die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz tatsächlich die logische Konsequenz. Zwar geht Hessen – anders als die meisten Bundesländer – einen Sonderweg und erlaubt trotz der weiter steigenden Inzidenzahlen das Training für Kinder unter 15 Jahren und ein kontaktloses Training für Ältere. Ein regulärer Spielbetrieb im Aktivenbereich ist aber weiter nicht vorgesehen und würde sich bis mindestens zur nächsten Ministerpräsidentenrunde am 18. April auch nicht realisieren lassen. Das HFV-Präsidium wird daher einen entsprechenden Antrag auf Saisonabbruch und Annullierung stellen. Die finale Entscheidung soll durch den Verbandsvorstand in einem formalen Umlaufverfahren getroffen werden. Danach würde durch den Abbruch die Saison annulliert und kein Auf- sowie Abstieg stattfinden.

Das Ergebnis der vorangegangenen Vorstandssitzung am 11. März sowie die sich daran anschließenden Kreiskonferenzen und Befragungen der Vereine seien in die Meinungsbildung eingeflossen, heißt es weiter. Das daraus entstandene Meinungsbild der Kreise, der Fortgang des Spielbetriebs, die aktuelle Situation und Verordnungslage bezüglich der Corona-Pandemie sowie die nähere Zukunftsperspektive hätten zu einem eindeutigen Meinungsbild innerhalb des HFV-Verbandsvorstandes geführt.

„Das war eine wohlüberlegte Entscheidung, und da gab es auch keine großen Diskussionen“, erklärte der Darmstädter Regionalbeauftragte Michael Sobota. „Spätestens am 22. März hatte uns die Politik mit ihren Beschlüssen die Entscheidung aber ohnehin abgenommen“, so der Ober-Ramstädter, der bereits in der Vergangenheit mehrfach eine klare Stellungnahme des Verbandes mit dem weiteren Umgang der Saison gefordert hatte. „Der Beschluss ist absolut in meinem Sinne, auch eine Fülle von Fußballwarten hat das so gesehen. Letztlich ist das eine Rückkopplung der Vereine und deren klares Votum für einen Abbruch“, sagte Sobota.

Unklar ist noch, welche Lösung der Verband für die Hessenligen der Aktiven und im Juniorenbereich finden wird. Für diese Spielklassen soll eine gesonderte Entscheidung im Hinblick auf die Wertung beziehungsweise Annullierung getroffen werden. Die Pokalwettbewerbe seien davon nicht betroffen, so der Verband in seiner Mitteilung.

Unterschiedlich fiel am Samstag die Reaktion der Vereine in Südhessen auf den Abbruch aus. Albert Schmitt vom Gruppenliga-Tabellenführer VfR Groß-Gerau zeigte sich enttäuscht: „Wir und der HFV gehen da in eine etwas unterschiedliche Richtung. Wir wollten eigentlich weiterspielen, und zwar nicht nur wegen eines möglichen Aufstiegs. Wenn wir sagen, wir brechen jetzt ab, stehen wir im Herbst vielleicht wieder vor derselben Problematik.“ Eine Option wäre für Schmitt gewesen, die Saison zu verlängern und eine zweijährige Spielzeit 2020/22 auszutragen. „Man hätte hier sicher noch andere Lösungen finden können. Letztlich hat die Gesundheit aber auch einfach Vorrang“, so Schmitt.

Jan Harder, Spielausschussvorsitzender des Kreisoberligisten FC Starkenburgia Heppenheim begrüßte dagegen den Verbandsbeschluss: „Ich bin sehr zufrieden und froh, dass es diese Entscheidung gegeben hat. Allerdings hätte man das auch früher machen können. Bei der letzten Kreissitzung gab es ja deutliche Stimmen, dass abgebrochen werden soll. Und alles andere hätte mich ehrlich gesagt auch überrascht. Es ist aus gesundheitstechnischer Sicht, aber auch für die Planungssicherheit die bestmögliche Entscheidung. Die Vereine wissen jetzt, was Sache ist.

Thomas Kerz vom Odenwälder A-Ligisten SSV Brensbach sagte: „Wir tragen die Entscheidung mit, allerdings hätte man sie aufgrund des Infektionsgeschehens schon viel früher treffen können.“ Ein verfrühter Start in die neue Saison sieht der Abteilungsleiter ebenfalls kritisch, „Wir hoffen, dass wir vielleicht im Spätherbst wieder spielen können. Aber da muss man abwarten, wie es mit den Impfungen weiterläuft. Das wird sich sicher länger hinziehen, bis alle durchgeimpft sind“, fürchtet Kerz.

Scroll to Top