"Fußball war kein Pandemietreiber"

Kreisfußballwart Hartmut Schwöbel hofft auf Entspannung in der Corona-Pandemie – und lobt den Verband

Seit vergangenen Samstag haben auch im Odenwaldkreis die Amateure Gewissheit, dass die Saison 2020/21 nicht regulär beendet wird. Durch den Beschluss des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) wird die Saison abgebrochen und annulliert. Für den Odenwälder Kreisfußballwart Hartmut Schwöbel (SG Sandbach) ist die Entscheidung die logische Konsequenz des noch immer schwierigen Pandemiegeschehens. Wie es in den kommenden Wochen weitergeht, erklärt er im ECHO-Interview.

Herr Schwöbel, seit Samstag ist klar, dass die Amateursaison 2020/21 im Fußball beendet wird. Wie bewerten Sie die Entscheidung des HFV?

Das ist die sinnvollste Entscheidung, die getroffen werden konnte, da uns die ganze Situation ja noch beschäftigen wird. Sie ist nachvollziehbar und bringt Klarheit sowie Planungssicherheit für die Vereine. Sie haben jetzt erst einmal Ruhe und können sich auf die neue Saison vorbereiten. Denn das Pandemiegeschehen stellt sich aktuell ja so dar, dass absehbar war, dass wir die Runde in naher Zukunft nicht mehr fortsetzen können.

Hätte diese Entscheidung nicht schon früher getroffen werden können? Denn wie Sie selbst sagen, war ja schon länger absehbar, dass die Pandemie mittelfristig keinen regulären Fußballbetrieb zulassen wird.

Ich habe da für den Verband volles Verständnis. Auf der einen Seite muss man die rechtliche Lage berücksichtigen. Es mag in den Kreisligen vielleicht nicht der Fall sein, dass Vereine ihr Aufstiegsrecht einklagen wollen. Aber hätte man die Entscheidung schon im Januar oder Februar getroffen, ohne zu wissen, wie sich die Lage entwickelt hätte es in den höherklassigen Ligen durchaus der Fall sein können, dass es Vereine gibt, die sagen „Nein, das nehmen wir nicht so hin“. Die Situation im Januar und Februar war eine andere. Da schien man auf einem besseren Weg zu sein, und von einer dritten Welle in dieser Härte war so noch nichts zu sehen. Daher finde ich es völlig in Ordnung, dass sich der Verband die Zeit genommen hat; der Zeitpunkt des Abbruchs war vollkommen richtig gewählt.

Zumal das Stimmungsbild der Clubs im Kreis eindeutig war. 34 der 36 Vereine waren für einen Abbruch…

Wir hatten aufgrund unseres Meinungsbildes schon damit gerechnet, und für die Clubs war es dann auch keine Überraschung mehr. Ich habe den Vereinen ohnehin mitgeteilt, dass es – Stand jetzt – äußerst schwierig wird, überhaupt noch eine Vorrunde durchzubringen mit einem vierwöchigen Vorlauf. Das hätte keinen Sinn mehr gemacht. Daher waren die Vereine seit letzten Mittwoch auf die Situation vorbereitet.

Jetzt geht es schon an die Planung der neuen Saison, die wohl auch eine Herausforderung werden wird. Steht schon so etwas wie ein grober Zeitplan?

Nein, noch nicht. Bei der Verbandsvorstandssitzung am vergangenen Samstag wurde angekündigt, dass es bis zur nächsten Sitzung am 23. April noch eine Videokonferenz mit den Kreisfußballwarten geben wird. Dabei will man sich um die Saison 2021/22 Gedanken machen. Wir wollen uns mit verschiedenen Fragestellungen beschäftigen: Wann beginnen wir, was spricht dafür, was dagegen? Kommen möglicherweise alternative Spielmodelle zum Tragen? Spielen wir wieder eine Runde mit Hin- und Rückspiel, oder bieten wir generell nur eine Einfachrunde an, wie es einzelne Kreise in Hessen schon gemacht haben? Oder spielt man eine Art Qualifikationsrunde mit anschließenden Play-offs und Play-downs? Das sind alles Fragen, um die man sich jetzt kümmert.

Um dann bei der nächsten Verbandsvorstandssitzung bereits eine Richtung vorgeben zu können?

Richtig. Da wird schon, denke ich, eine gewisse Richtung eingeschlagen. Man kann in verschiedene Richtungen argumentieren. Entweder dahingehen, schnell anzufangen, ohne Rücksicht auf die Sommerferien nach dem Motto: „Je früher wir anfangen, umso besser ist es“. Andere sagen vielleicht, jetzt durften die Menschen monatelang nicht reisen, aber könnten es teilweise im Sommer möglicherweise wieder. Und dann würden wir zu früh mit dem Spielen anfangen. Es ist ein Für und Wider und ein Abwägen, wofür sich am Ende eine Mehrheit findet.

Bis dahin könnte die nun beendete Saison in der Liga dann als Freundschaftsrunde ausgetragen werden?

 

Ja, falls es die behördlichen Vorgaben zulassen, würden wir einen Freundschaftsspielmodus ausarbeiten, um den Teams die Möglichkeit zu geben, bis Rundenbeginn zumindest annähernd Spiele mit Wettbewerbscharakter zu haben. Und das könnte man beispielsweise auch regionalisieren. Also so, dass die SG Rothenberg nicht 50 Kilometer durch den ganzen Kreis zum TSV Hainstadt fahren muss. Sonden man könnte die Oberzent-Clubs gegeneinander spielen lassen und macht in der Unterzent eine Freundschaftsrunde. Ziel ist es, die Vereine bei Laune zu halten und ihnen etwas die Organisation abzunehmen, sodass sich nicht jeder immer wieder einen Gegner suchen muss. Wer daran teilnehmen möchte, der kann das tun. Und wer nicht will, der muss auch nicht.

Und der Kreispokal? Der wird seitens des Verbandes ja explizit nicht abgebrochen.

Im Odenwald haben wir den Kreispokal für die ersten und zweiten Mannschaften, auch da hätten wir den Vereinen also noch Spiele anzubieten. Wenn es die behördlichen Vorgaben zulassen, würden wir diese beiden Pokalwettbewerbe weiter fortführen, gegebenenfalls auch über den 30. Juni hinaus. Diesen Fall hatten wir auch schon in der letzten Saison, als unser Pokalendspiel erst am 9. September stattfand. Dazu müsste allerdings der HFV „Grünes Licht“ geben, was zunächst abzuwarten bleibt.

Gibt es angesichts der neuen Pandemielage noch einmal Gesprächsbedarf bezüglich der Anpassung des Hygienekonzepts?

Ich denke, dass das Konzept, was der Verband und die Vereine ausgearbeitet haben, sehr gut ist. Es bedeutet natürlich einen Mehraufwand, und das belastet die Vereine. Aber das hat es sie ja schon im Laufe der Runde, so viel anders ist das jetzt nicht. Natürlich muss man die Vorgaben im Training beachten, aber das ist eher etwas, worum sich Trainer und Betreuer Gedanken machen müssen. Das wäre anders, wenn wieder ein Spielbetrieb mit Zuschauern stattfinde. Aber das Konzept ist da, und es ist gut.

Wie groß ist ihre Angst, dass es auch 2021/22 zu einem Abbruch kommt? Das wäre dann die dritte Saison in Folge, die nicht regulär zu Ende gespielt werden könnte.

Das ist richtig, wobei ich da weniger Angst habe. Es sind eher Bedenken, aber auch die kann ich nicht vom Tisch wischen. Ich denke, dass die Impfkampagne bis zum Sommer so weit vorangeschritten ist, dass die dritte Welle gebrochen werden kann. Und je mehr Leute einen Impfstatus haben, umso größer ist die Chance, dass im Freien wieder Sport getrieben werden kann. Der Fußball war nachweislich kein Pandemietreiber, das muss man ganz klar sagen. Und wenn sich jeder vernünftig an das Hygienekonzept hält, sich die Hände desinfiziert, Maske trägt und Abstand wahrt – das gilt vor allem für die Zuschauer – dann sehe ich auf dem Sportplatz keine größeren Probleme, die das Ausmaß der letzten beiden Spielzeiten erreichen. Natürlich kann sich die Lage immer anders entwickeln, aber ich bin eigentlich ganz guter Dinge.

Zur Person

Im vergangenen September hat Hartmut Schwöbel die Nachfolge von Wilhelm Paulus als Kreisfußballwart im Odenwald angetreten- Von 2004 bis 2016 war der 60 Jahre alte pensionierte Polizeihauptkommissar Kreisschiedsrichterobmann, danach bis 2020 stellvertretender Kreisfußballwart. Seit 1991 ist der frühere Spieler der SG Sandbach aktiver Schiedsrichter (höchste Klasse: Hessenliga), seit 2008 Schiedsrichterbeobachter. Schwöbel ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

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