„Notbremse“ auch für den Kreispokal?

Die Corona-Beschlüsse des Bundes machen den Abschluss der Wettbewerbe immer schwieriger

Südhessen. Mit der sogenannten „Bundes-Notbremse“ hat die Politik einheitliche Regeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie definiert. Schon vorher hatte der Hessische Fußball-Verband (HFV) die Amateursaison für beendet erklärt, lediglich für die noch laufende Pokalrunde hatten sich die Kreise ein Schlupfloch offengelassen. Dieses scheint nun ebenfalls geschlossen, eine Austragung ist anhand der hohen Inzidenz in den einzelnen südhessischen Landkreisen kaum noch wahrscheinlich.

Einzige Chance wäre eine Verlängerung der Saison über den 30. Juni hinaus, wie im vergangenen Jahr geschehen. So wurde das Kreispokalfinale im Odenwald im vergangenen Jahr erst am 9. September ausgetragen. „Ob der DFB das wieder macht, vermag ich aber nicht zu sagen“, erklärt der Odenwälder Kreisfußballwart Hartmut Schwöbel. Ohnehin sei die Frage, ob die Vereine überhaupt mit drei Wettbewerben in die neue Saison starten wollen. Denn im Spätsommer stünde die reguläre Punktrunde an, dazu käme der neue Pokal und dazu die offenen Partien der abgelaufenen Runde. Da müsste man ein Stimmungsbild der Vereine einholen, ob das überhaupt in deren Sinne ist“, so Schwöbel.

Ob und wie die Pokalrunde noch zu einem Ende gebracht wird, ist der sprichwörtliche Blick in die Glaskugel, sagt auch der Regionalbeauftragte Michael Sobota. „Die Bundes-Notbremse hat alle Planungen zunichte gemacht“, sagt der Funktionär. Bis mindestens 30. Juni müssen die Verantwortlichen nun die Inzidenz im Blick behalten, die in allen südhessischen Kreisen deutlich über der 100er-Marke liegt. An Fußball ist daher überhaupt nicht zu denken, zudem müsste – wie im Ligabetrieb – eine vierwöchige Vorlaufzeit eingeplant werden, um die Spieler wieder in Wettkampfform zu bringen. Hartmut Schwöbel sieht selbst das als zu kurz: „Nach über einem halben Jahr ohne Sport würde ich eher sechs Wochen einplanen. Dazu häufen sich auch die Stimmen in den Vereinen. Vor Mitte August, Anfang September werden die Wettbewerbe sicher nicht starten“, sagt er.

Doch wie bekommt man bei einem Abbruch die Teilnehmer für die mögliche Hessenpokalsaison 2021/22 ermittelt? „Natürlich würden wir gerne einen Sieger auf sportlichem Wege ermitteln“, sagt Schwöbel. Möglich wäre das über ein Losverfahren, oder es wird die stärkste Mannschaft, die noch im Wettbewerb ist, zum Sieger erklärt. „Wir könnten auch auf einen Sieger verzichten, aber das wäre die schlechteste Lösung für den Kreis.“

Ebenfalls noch keine Entscheidung ist an der Bergstraße gefallen. „Da müssen wir sehen, wie es weitergeht“, sagt Kreisfußballwart Rainer Held. „Dass wir über den 30. Juni hinaus weitermachen können, wäre schon wünschenswert, um die Pokalsaison noch zu beenden. Wir haben auch im letzten August noch den Pokal ausgespielt. Diese Option wollen wir uns so lange wie möglich offenlassen.“ Und wenn es zeitlich doch nicht reicht? „Dann wäre die letzte Option ein Losverfahren. Aber das würde mir nicht passen, ehrlich gesagt. Wenn es so weit kommt, möchte ich vorher die Vereine mit ins Boot holen“, sagt Held, der auf die Terminengpässe verweist, da im Hessenpokal zur neuen Saison eine zusätzliche Runde vorgesehen ist.

„Das wird die Frage sein, wie wir vorgehen“, sagt der Groß-Gerauer Kreisfußballwart Horst Feidner, der die Planung für den laufenden Pokalwettbewerb ebenfalls erst einmal nach hinten geschoben hat. Auch hier wurde das Pokalfinale 2019/20 erst im letzten August ausgetragen – also deutlich nach dem offiziellen Ende der Saison. Durch die Vereinheitlichung der Corona-Regelungen und die höchste Inzidenz in Südhessen wird es für die Fußballer im Kreis aber besonders schwierig, in absehbarer Zeit zurück auf den Platz zu kommen. Vier Wochen Vorlauf plant Feidner für die Amateurkicker ein. „Training wird frühestens im Juli wieder gehen, dann kann man im August weiterspielen.“ Sicher freilich, ist auch das nicht. Im Zweifel bleibt in Groß-Gerau auch nur das Losverfahren oder die Annullierung des gesamten Wettbewerbes. Für den Kreisfußballwart ist das aber keine Alternative. Mit Rot-Weiß Walldorf und dem VfB Ginsheim stellt der Kreis immerhin zwei Hessenligisten. Ein enormes Pfund, mit dem man auch im Hessenpokal punkten möchte. Wir lassen jetzt nochmal vier Wochen ins Land gehen, dann sehen wir weiter, sagt Feidner und stellt klar: „Die neue Runde hat auf jeden Fall Vorrang.“

„Wir müssen schauen, dass wir uns hessenweit abstimmen“, fordert dagegen Michael Sobota. „Fatal wäre es, wenn 32 Kreise in Hessen ihr eigenes Ding machen und der eine nach Quotientenregel geht und der andere es auswürfelt. Das muss einheitlich sein.“ Noch sind in Südhessen zahlreiche Spiele offen. Während im Kreis Darmstadt und an der Bergstraße zumindest die Teilnehmer für das Achtelfinale weitgehend feststehen, ist im Odenwald noch nicht einmal die zweite Runde beendet. Gleiches gilt für den Kreis Groß-Gerau.

Sobota geht davon aus, dass der Verbandsvorstand in den kommenden Wochen entsprechende Festlegungen macht, wenn erkennbar wird, dass die Pokalrunde nicht regulär zu Ende gespielt werden kann.

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